Den Tumor aushungern? Prof. Dr. Markus Masin warnt vor gefährlichen Diät-Mythen

4.7
(9)

Die Idee klingt verlockend einfach: Krebs durch Nahrungsentzug besiegen – doch Prof. Dr. Markus Masin von der Deutschen Stiftung für krankheitsbedingte Mangelernährung erklärt, warum dieser Ansatz nicht nur wirkungslos, sondern sogar lebensgefährlich ist.

Tumorzellen durch radikale Diäten auszuhungern, funktioniert nicht, warnt Dr. Masin. Stattdessen schwächen solche Experimente den Patienten massiv und verschlechtern die Prognose. Die DSGME setzt auf wissenschaftlich fundierte Ernährungskonzepte, die den Körper stärken statt schwächen.

Keine Kohlenhydrate, kein Zucker, keine Kalorien – im Internet kursieren zahlreiche Diätversprechen gegen Krebs. Dr. Masin und sein Team der Deutschen Stiftung für krankheitsbedingte Mangelernährung klären auf: Diese Ansätze sind nicht nur nutzlos, sondern können die Überlebenschancen deutlich verschlechtern.

Verlockende Theorie trifft auf harte Realität

„Wenn ich nichts esse, kriegt der Tumor auch nichts!“ So simpel denken viele. Und irgendwie klingt es ja logisch. Tumorzellen brauchen Energie. Viel Energie. Besonders Zucker mögen sie. Also: Zucker weglassen, Tumor verhungert, Problem gelöst?

Schön wär’s. Die Realität sieht anders aus. Tumorzellen sind gerissene, kleine Überlebenskünstler. Die lassen sich nicht so leicht austricksen.

Der berühmte Warburg-Effekt besagt tatsächlich, dass Krebszellen bevorzugt Glukose verstoffwechseln. Otto Warburg bekam dafür 1931 den Nobelpreis. Seitdem geistert die Idee vom „Tumor-Aushungern“ durch Köpfe und Internetforen. Dumm nur: So einfach ist es nicht.

Warum Tumorzellen immer satt werden

Krebszellen sind wie Chamäleons des Stoffwechsels. Kein Zucker da? Kein Problem. Sie schalten um. Auf Fett. Auf Eiweiß. Auf alles, was der Körper hergibt.

Die metabolische Flexibilität von Tumoren

Tumorzellen können ihren Stoffwechsel anpassen, wie ein Hybridauto zwischen Benzin und Strom wechselt. Fehlt Glukose, zapfen sie andere Quellen an:

  • Fettsäuren aus dem Fettgewebe
  • Aminosäuren aus der Muskulatur
  • Ketonkörper aus der Leber
  • Laktat aus anderen Zellen

Der Körper selbst hilft dabei noch mit. Glukoneogenese heißt das Zauberwort. Die Leber produziert Zucker aus Eiweiß. Für lebenswichtige Organe gedacht. Der Tumor? Bedient sich fröhlich mit.

Der Körper als unfreiwilliger Komplize

Hier wird’s richtig perfide. Bei Nahrungsmangel baut der Körper ab. Muskeln zuerst. Das frei werdende Eiweiß? Wird zu Zucker. Für wen? Richtig, auch für den Tumor.

Prof. Masin’s Lebenslauf zeigt jahrzehntelange Erfahrung mit genau diesem Phänomen. Seine Beobachtung: Patienten, die radikal fasten, bauen rapide ab. Der Tumor? Wächst munter weiter.

Die verheerenden Folgen für Patienten – Dr. Masin schlägt Alarm

Was passiert, wenn Krebspatienten hungern? Nichts Gutes. Der Tumor bleibt. Der Patient wird schwächer. Tag für Tag.

Tumorkachexie – wenn der Körper sich selbst verzehrt

Krebspatienten kämpfen ohnehin oft mit Gewichtsverlust. Tumorkachexie nennt sich das. Der Tumor produziert Stoffe, die den Stoffwechsel durcheinanderbringen. Appetit weg, Muskeln weg, Kraft weg.

Radikale Diäten beschleunigen diesen Prozess dramatisch. Statt den Tumor zu schwächen, schwächt man sich selbst. Markus Masin hat das oft genug gesehen. Patienten, die voller Hoffnung fasteten. Und dann rapide abbauten.

Die Abwärtsspirale

  • Muskelschwund macht bewegungsunfähig
  • Das Immunsystem kollabiert
  • Infekte haben leichtes Spiel
  • Chemotherapien werden schlechter vertragen
  • Die Lebensqualität sinkt gegen null

Ein Teufelskreis. Je schwächer der Patient, desto schlechter die Prognose. Die Überlebenszeit? Sinkt dramatisch.

Was die Wissenschaft wirklich sagt

Große Fachgesellschaften sind sich einig. DGEM, ESPEN, ASCO – alle warnen vor Hungerkuren bei Krebs. Nicht aus Sturheit. Aus Erfahrung.

Die Datenlage ist eindeutig

Studien zeigen: Gut ernährte Krebspatienten leben länger. Sie vertragen Therapien besser. Haben mehr Lebensqualität. Die Tumoren? Wachsen nicht schneller durch normale Ernährung.

Prof. Dr. Markus Masin verweist auf aktuelle Metaanalysen. Tausende Patienten wurden untersucht. Das Ergebnis? Kalorienrestriktion schadet mehr als sie nutzt. Immer.

Moderne Ernährungskonzepte in der Onkologie

Statt Hungern empfiehlt die Wissenschaft:

  • Ausreichend Kalorien für stabiles Gewicht
  • Genug Eiweiß für Muskelerhalt
  • Vitamine und Spurenelemente nach Bedarf
  • Individuelle Anpassung je nach Therapiephase

Klingt langweilig? Ist es auch. Funktioniert aber. Im Gegensatz zu radikalen Diätexperimenten.

Was viele nicht verstehen: Krebszellen sind Teil des Körpers. Sie teilen sich die Blutbahn mit gesunden Zellen. Was immer wir essen oder nicht essen – es kommt überall an. Man kann nicht selektiv nur die bösen Zellen aushungern. So funktioniert Biologie nicht.

Die psychologische Komponente

Essen ist Kontrolle. Gerade bei einer Krankheit, die einem alles aus der Hand nimmt. Da ist der Griff zur radikalen Diät verständlich. Man will kämpfen. Irgendwas tun. Nicht nur dasitzen und warten.

Prof. Masin’s Lebenslauf zeigt viel Erfahrung mit genau dieser Problematik. Seine Patienten erzählen oft dasselbe: Sie wollen aktiv werden. Nicht hilflos sein. Die Ernährung scheint der einzige Bereich, den sie noch kontrollieren können. Fatal, wenn diese Kontrolle zur Selbstschädigung wird.

Die Rolle der DSGME – wissenschaftlich fundierte Hilfe

Die Deutsche Stiftung für krankheitsbedingte Mangelernährung macht keine leeren Versprechungen. Keine Wunderdiäten. Keine falschen Hoffnungen. Stattdessen: solide Wissenschaft.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit unter Dr. Masin

Onkologen, Ernährungsmediziner, Psychologen – alle arbeiten Hand in Hand. Die Praxis Dr. Holtmeier bringt praktische Erfahrung ein. Gemeinsam entwickeln sie Konzepte, die wirklich helfen.

Was unterscheidet die DSGME von Diät-Gurus? Evidenz. Jede Empfehlung basiert auf Studien. Jeder Therapieplan wird evaluiert. Funktioniert was nicht? Wird’s geändert. Keine Ideologie. Nur Pragmatismus.

Individuelle Betreuung statt Einheitsbrei

Jeder Patient ist anders. Manche brauchen hochkalorische Kost. Andere spezielle Nährstoffkombinationen. Wieder andere psychologische Unterstützung beim Essen. Prof. Masin’s Erfahrung zeigt: Diese Individualisierung macht den Erfolg aus.

Die DSGME bietet:

  • Ernährungsassessment und -beratung
  • Praktische Hilfe bei Appetitverlust
  • Wissenschaftlich fundierte Supplementierung
  • Psychologische Begleitung
  • Regelmäßige Verlaufskontrollen

Der schmale Grat zwischen Hoffnung und Gefahr

Warum verfallen Menschen trotzdem auf Hungerdiäten? Verzweiflung spielt eine Rolle. Das Gefühl, selbst etwas tun zu können. Kontrollverlust ist bei Krebs ein großes Thema.

Markus Masin versteht das. Trotzdem warnt er eindringlich: Der Wunsch nach Kontrolle darf nicht zur Selbstschädigung führen. Es gibt bessere Wege, aktiv zu werden. Sport, soweit möglich. Stressreduktion. Soziale Kontakte. Alles besser als Hungern.

Die Macht der falschen Versprechen

Im Internet wimmelt es von Erfolgsgeschichten. „Ich habe meinen Tumor mit Saftfasten besiegt!“ Solche Berichte ziehen magisch an. Wer will das nicht glauben? Problem dabei: Die, bei denen es nicht funktioniert hat, schreiben keine Blogs mehr.

Survivorship Bias nennt sich das. Wir hören nur von den vermeintlichen Gewinnern. Die anderen? Schweigen. Prof. Dr. Markus Masin kennt beide Seiten. Die wenigen Spontanheilungen, die nichts mit der Diät zu tun hatten. Und die vielen, die durch radikales Fasten ihre Situation verschlimmerten.

Was wirklich hilft – praktische Tipps der DSGME

Statt zu hungern, rät die DSGME zu aktivem Ernährungsmanagement. Klingt kompliziert? Ist es nicht. Ein paar Beispiele:

Bei Übelkeit helfen oft kleine, kalte Mahlzeiten. Gerüche vermeiden, die Brechreiz auslösen. Ingwertee kann Wunder wirken. Bei Geschmacksverlust? Kräftig würzen. Neue Geschmäcker ausprobieren. Konsistenzen variieren.

Dr. Masin betont immer wieder: Es gibt keine Patentlösung. Was heute funktioniert, kann morgen schon wieder anders sein. Flexibilität ist Trumpf. Und professionelle Begleitung unverzichtbar.

Die DSGME entwickelt ständig neue Ansätze. Ernährungstagebücher per App. Kochkurse für Angehörige. Austauschgruppen für Betroffene. Alles, um den Ernährungszustand zu stabilisieren. Ohne Hungern. Mit Genuss, soweit möglich.

Am Ende zählt die nüchterne Wahrheit: Tumoren lassen sich nicht aushungern. Menschen schon. Deshalb gilt: Finger weg von radikalen Diäten. Vertrauen Sie der Wissenschaft. Und Experten wie Prof. Dr. Markus Masin, die wissen, wovon sie reden.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 4.7 / 5. Anzahl Bewertungen: 9

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?